»Wahrscheinlich brauchen es alle – sie wissen es nur noch nicht«

5. Februar 2017
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Offiziersausbildung unter Einsatz von Meditation? Was wie ein Widerspruch klingt, ist in einer der renommiertesten Militärakademien der USA schon seit Jahren täglich Brot.

Schon seit jeher bildet die Norwich University in Northfield, Vermont, gegründet 1819 und damit älteste private Militärakademie in den USA, ihre Offiziere nicht nur militärisch, sondern auch humanistisch aus. Und seit 2010 nun auch unter Einsatz des Programms der Transzendentalen Meditation.

Für den Boston Globe ein »radikales« Programm: Immerhin verorte die Kultur des Militärischen Dinge wie Meditation eher in der links-pazifistischen Ecke.

Andererseits: Die Belastung für die Kadetten solcher Einrichtungen ist hoch. Und insofern ist es – auch aus militärischer Sicht – legitim, dieser Belastung besser zu begegnen. Jack Affeldt, Student:

»Man steht morgens um 5:15 Uhr auf, hat dann anderthalb Stunden Zeit für sich, ist von 8 bis 12 im Unterricht und am Nachmittag hat man weitere sehr anspruchsvolle Unterrichtsstunden. Jeder Tag scheint kürzer als der vorangegangene.«

schneider-richard-norwichAls dann eine Information über Transzendentale Meditation auf dem Schreibtisch von Universitätspräsident Richard Schneider landete, hakte er – trotz anfänglicher Skepsis – nach. Schneider: »Je mehr ich erfuhr, umso überzeugter wurde ich und sagte, ok, ich möchte mit jemandem von der David Lynch Foundation sprechen.«

Das Ergebnis: Schneider probierte TM erst einmal für sich selbst aus – und war nach kurzer Zeit überzeugt.

Als nächstes schrieb die Universität alle Kadetten und deren Eltern an und offerierte einen Versuch mit zunächst 60 Teilnehmern: 30 Studenten lernten TM, weitere 30 dienten als Kontrollgruppe.

»Die Ergebnisse waren dramatisch« (Schneider). Schon nach der ersten Woche dsei der Unterschied deutlich spürbar gewesen.

Mark Hagenlocher, Norwichs stellvertretender Kommandant, ist vor allem davon beeindruckt, wie diejenigen, die das TM-Programm aufgegriffen haben, seither mit Stress umgehen können. »Es scheint ein effizientes Werkzeug zu sein, um der stressigen Umgebung einer Militärakademie zu begegnen: an der es um akademische, militärische und vielfach auch körperliche Höchstleistungen geht«.

Samantha Thornton, ebenfalls Studentin: »Man fühlte sich ruhiger, war sich seiner Umgebung viel bewusster und konnte sich besser konzentrieren.«

Ihr Kommilitone Liam Carroll stößt ins gleiche Horn: TM sei »das großartigste Werkzeug, das ich je für Stressmanagement und mehr Klarheit in meinemn Leben kennengelernt habe«.

Uni-Präsident Schneider: »Innerhalb von vier, fünf Wochen beschwerten sich die Jugendlichen, die nicht TM gelernt hatten, dass die anderen in der Schule einen Vorteil hätten.«

Kuratoriumsmitglied Stephen T. Rippe und seit 1970 selbst Absolvent der Universität: »Ich wünschte, Transzendentale Meditation hätte mir auch schon damals geholfen. TM sorgt dafür, dass man entspannter ist und klarer denken kann. Man braucht keine Drogen und kann es jederzeit und überall anwenden.«

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Von Anfang an wurde das TM-Projekt wissenschaftlich begleitet. Ergebnis: Schon nach neunzig Tagen übertraf die TM-Gruppe die Vergleichsgruppe in allen gemessenen Bereichen, sagt Psychologion Dr. Carole L. Bandy vom New Yorker Charles A. Dana-Forschungszentrum, die das Projekt wissenschaftlich begleitete. Die Werte für Depression, Angst, Stress und Niedergeschlagenheit gingen signifikant zurück; umgekehrt verbesserten sich die Werte für konstruktives Denken, Verhalten, Umgang mit Emotionen und Ausdauer schlagartig.

Am besten schnitten diejenigen Studenten ab, die die TM-Technik wirklich regelmäßig ausübten, zweimal am Tag.

Inzwischen ist das TM-Angebot fester Ausbildungsbestandteil aller vier Jahrgänge: Aus den ursprünglichen 30 TM-Praktizierenden sind jetzt 300 geworden. Schneider: »TM ist jetzt Teil der universitären Kultur.«

Finanzielle Unterstützung erhält das Programm unter anderem von der US-amerikanischen Stiftung für Bildung (Educational Foundation of America, EFA), die einen Großteil der Kosten für das TM-Programm deckt.

Noch einmal Richard Schneider, für den das TM-Projekt an seiner Uni ein Beleg ihrer Innovationskraft ist: »Ich bin so beeindruckt von dem was, hier geschehen ist, dass ich wirklich hoffe, dass das mehr Hochschulen aufgreifen. Ich bin der Ansicht, dass TM jedem Studenten, der es braucht oder haben möchte, zur Verfügung gestellt werden sollte. Und wahrscheinlich brauchen es alle – sie wissen es nur noch nicht.«


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