Maharishi Mahesh Yogi, Die Wissenschaft vom Sein und die Kunst des Lebens
Aufgewachsen bin ich am Stadtrand einer Arbeitersiedlung in Glasgow, Schottland.
Eine Gegend mit außerordentlich viel Stress. Hohe Arbeitslosenquote und viel Probleme mit Alkohol. Unsicherheit und Angst waren mit den Händen zu greifen.
Jeden Tag ein Essen auf den Tisch zu stellen und dafür zu sorgen, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten, war für meine Eltern ein immenser Druck. Mir auch emotionale Wärme zu schenken, dafür hatten sie nur selten die Zeit und die Kraft. Folglich wuchs ich mit nur sehr wenig Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl auf.
Auf meinem Weg der Gesundung wurde mir klar, dass ich unter »toxischer Scham« litt, wie es der Suchtexperte John Bradshaw nennt. Er beschreibt das als ein tiefverwurzeltes Gefühl, »nicht gut genug zu sein, nicht zu verdienen, etwas wert zu sein und von Grund auf fehlerhaft zu sein«. In mir hatte sich das als Minderwertigkeitskomplex festgesetzt und als Angst vor Menschen, Orten und Dingen.
Ich hatte, was mich selbst anlangte, einfach kein gutes Gefühl.
Als Teenager entdeckte ich dann, dass mir der Alkohol Linderung verschaffen konnte. Er nahm mir die Angst vor den Leuten, schenkte mir Selbstbewusstsein und sorgte dafür, dass ich mich in meiner Haut wohler fühlte. Anfang Zwanzig fügte ich dann noch Cannabis, Aufputschmittel, LSD, Ecstasy und gelegentlich auch Kokain hinzu.
Alkohol war die Droge meiner Wahl, und wenn ich mich daneben fühlte, kam das andere Zeug hinzu.
Zum Glück hatte ich in meinen Zwanzigern dann einen alkoholisierten Moment von Klarheit. Irgendwie wusste ich: Machte ich so weiter, würde ich meinen 30. Geburtstag nicht erleben.
Ich war nun schon 14 Jahre lang alkohol- und drogenabhängig, fühlte mich körperlich und seelisch fortwährend geschlaucht, depressiv, ängstlich, unwohl. Bevor ich in den Alkohol und in die Drogen abgerutscht war, war ich ein sehr aktives, sportliches Kind. Ich wusste also, wie es war, wenn man sich gut fühlte. Und mir war klar: Es musste einen anderen Weg geben.
Auf dem Weg zur Besserung
Anfang Zwanzig nahm mein Weg aus dem Alkoholismus seinen Lauf, mit Hilfe des 12-Punkte-Programms der Anonymen Alkoholiker (AA). Heute bin ich schon 24 Jahre trocken.
Vor etwa vier Jahren erwähnte einer meiner Kumpel, ebenfalls Alkoholiker, er habe mit Transzendentaler Meditation (TM) begonnen. Ich achtete nicht sonderlich darauf, da ich schon Techniken geführter Meditation ausübte, wie sie Teil von Schritt 11 des AA-Programms sind: »Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott – wie wir Ihn verstanden – zu vertiefen. Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft zu geben, ihn auszuführen.«
Doch irgendwie fand ich plötzlich heraus, dass John Hagelin ein TMler war. Meine Freunde und ich waren große Fans des Films What the Bleep Do We Know?«, und besonders beeindruckt waren wir von John Hagelin, der in dem Film vorgestellt wurde. Ich dachte, wenn diese Übung gut genug für einen John Hagelin war, dann sollte ich der TM eine Chance geben.
Endlich ein Gefühl der Erholung
Auf diese Weise lernte ich Transzendentale Meditation bei Angela Landers im TM-Center Glasgow.
Das erste Eintauchen haute mich um. Niemals in meinem Leben zuvor hatte ich mich derart ausgeruht gefühlt. Während der Zugfahrt zurück nach Hause fühlte ich mich so entspannt, dass es mir nichts ausgemacht hätte, wenn ich meine Haltestelle verpasst hätte.
Ich war nie ein guter Schläfer gewesen. Der unmittelbare Nutzen und der Grund, warum ich diszipliniert weitermachte, waren die Ruhe und Verjüngung, die ich nach meiner Morgensitzung spürte. Es spielte gar keine Rolle, wie schlecht ich in der Nacht zuvor geschlafen hatte: Die Morgenmeditation war immer mein Sicherheitsnetz. Dass sich nach drei Jahren TM mein Schlaf unglaublich verbessert hat, muss ich wohl nicht erwähnen.
Eine Bremse einlegen für das »rasende Gehirn«
Aus der Perspektive der Suchtheilung war ein weiterer unmittelbarer Gewinn aus TM das Zur-Ruhe-Kommen des »rasenden Gehirns«, wie wir das hier in Glasgow nennen.
Bob Roth spricht ja über den »Das-muss-noch-Das-muss-noch-Das-muss-noch«-Kopf: »Ich muss noch das tun und ich muss noch jenes tun, ich muss eine Liste aufstellen und ich muss schauen, wo die Liste ist, ich muss runterkommen und es muss irgendwie weitergehen und ich muss Schlaf finden und ich muss rechtzeitig aufwachen.« Und so weiter.
Das »rasende Gehirn« ist davon nur die mit hohem Angstniveau besetzte Version. Das »rasende Gehirn« läuft mit 100 km/h und besteht fast ausschließlich aus angstbesetztem Katastrophendenken.
Durch die Meditation wird die Energie dieses angstbesetzten, katastrophalen »rasenden Gehirns« in Kreatives umgelenkt: in meinem privaten wie im Berufsleben.
»… befreit den Menschen von großer Furcht«
Da klingt diese Zeile aus der Wissenschaft vom Sein und die Kunst des Lebens in mir an. »Schon ein wenig Praxis befreit den Menschen von großer Furcht.«
Zu Beginn meiner TM-Reise bewahrheitete sich das auf erstaunliche Weise. Ich war ängstlich und furchtsam wegen irgendwas oder irgendjemandem oder wegen eines Ereignisses, das auf mich zukam, ich machte meine TM, und dann kam ich da ausgeruht heraus und voller Energie. Meine »großen Befürchtungen« lösten sich in Luft auf. Das ging manchmal so weit, dass ich mich nicht einmal mehr daran erinnerte, was es überhaupt gewesen war, das mich ursprünglich so niedergedrückt hatte.
Das fehlende Puzzle-Teilchen
AA hatte mir enorm geholfen, Abstand zu gewinnen vom Alkohol. Es gab mir einen sicheren Ort, an dem ich mich über meine Ängste und Probleme aussprechen konnte und wo ich von Gleichgesinnten umgeben war. Aber was den Alltag anlangte, hatte ich immer noch Probleme mit der Angst. Ich hatte es mit geführter Meditation versucht, die allerdings immer 30 Minuten erforderte, bis man durch war, und das war schwer unterzubringen. Oft genug fühlten sie sich auch an wie eine lästige Pflicht, etwas, das ich tun musste, und so ließ ich es beständig aus.
Im Rückblick hatte diese Übung sogar meine Angst vergrößert; jedenfalls haderte ich mit mir oft genug, weil ich mich auf die Übung nicht vollständig konzentrieren konnte, in diesen halbstündigen Sitzungen.
Bei TM hingegen kann sich mein Geist während der Meditation frei bewegen, und das ist vollkommen in Ordnung so. Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig dieser Umstand ist. Ich war jemand, der sehr von fixen Ideen besessen war in puncto Meditation: nämlich dass es sich dabei um eine Laser-ähnliche Konzentration auf den Gegenstand meiner Meditation handeln müsse. Als ich dann Maharishi Mahesh Yogi zuhörte [der Gründer der TM, d. Red.], stellte ich fest, dass das mitnichten notwendig war.
Jetzt ist Meditation keine Pflichtübung mehr für mich. Sie ist nichts mehr, was ich tun muss, sondern etwas, auf das ich mich täglich freue, weil ich einfach Freude daran habe. Und sehr hilfreich ist auch, dass TM »portabel« ist. Ich habe in Zügen meditiert, in Flugzeugen, auf Schiffen und selbst dann, wenn ich draußen war in den Bergen.
Wenn du dich um 4 Prozent kümmerst …
Es gibt ein Sprichwort, das mit Genesung zu tun hat, und das geht so: »Wenn Du Dich um ein, zwei, drei Prozent kümmerst (oder welche Ziffer man da auch benutzen mag), dann kümmert sich Gott um den Rest.«
Der Ingenieur in mir (ich habe an der Universität von Glasgow Ingenieurwissenschaft studiert) wollte herausfinden, um welchen Prozentsatz genau es sich dabei handelt. Und ich für meinen Teil glaube, dass ich ihn herausgefunden habe.
Es sind 4 Prozent.
Der Tag hat 24 Stunden, 8 Stunden davon sind Schlaf, 16 Stunden Aktivität. Zweimal 20 Minuten TM am Tag sind 40 Minuten, und 40 Minuten von 16 Stunden sind 4 Prozent. Wenn man nur den Nutzen bedenkt, den ich oben geschildert habe (tatsächlich ist der Nutzen noch sehr viel größer), dann ist das kein schlechter Gewinn, bei nur 4 Prozent meiner täglichen Zeit.
— John G., Schottland(Der vollständige Name ist der TMHome.com-Redaktion bekannt.)
Fotos: © TMHome.com. Übersetzung aus dem Amerikanischen: Jochen Uebel